Rauminstallationen (Ideen)

Angstlösung, 2013

Wettbewerbsbeitrag

Es wird eine temporäre Fassadengestaltung des Jenaer Stadtspeichers gewünscht, das sich mit Mentalitäten der Intoleranz innerhalb der Gesellschaft auseinandersetzt.

Das Projekt Angstlösung versteht sich als Experiment, Intoleranz jenseits von der Festschreibung auf bestimmte Gruppierungen anschaulich zu machen und exemplarisch einen Weg aufzuweisen, mit ihr umzugehen.
Die Glasfassade des Jenaer Stadtspeichers wird temporär zu einer dunklen, undurchsichtigen Fassade aus der Überlagerung einer Vielzahl von Schriftzügen „Angst“. Diese Schriftzüge werden jeweils beidseitig lesbar und sich in Schichten über- lagernd aus semitransparenter schwarzer Folie auf die Scheiben aufgebracht. Es entsteht zunächst eine unübersichtliche, undurchschaubare, verdunkelnde Barriere zwischen außen und innen.
Die in der dunkeln Jahreszeit ohnehin von innen beleuchteten Räume sind unbeeinträchtigt nutzbar und in ihrer Nutzung erkennbar. Für die Sichtbarkeit nach außen auch nach abend- licher Schließzeit wäre es sinnvoll, einer verlängerte Innenbeleuchtung zu ermöglichen.
Die Bürger werden aufgefordert, sich für die Möglichkeit der Einsicht und das Durchschauen der Angst zu engagieren. Im Zuge des gesamten Zeitraumes des Kunstprojektes (3 Monate) werden Lose verteilt und somit entschieden, welche einzel- ne Bestandteile des Fensterbildes entfernt werden. Nach und nach kommen die Schriftzüge zum Vorschein, können verstanden und durchschaut werden.
Ungewisses Ziel am Ende des Projektes ist es, die Angst als Barriere gänzlich aufzulösen.

Intoleranz : eine starre Fassade aus Angst
Intoleranz resultiert aus Verunsicherung und dem Bedürfnis, die eigene Besorgnis über Ungewissheiten innerhalb der gesellschaftlichen Entwicklungen auf andere zu projizieren. Wo Macht demonstriert wird, verstellen eine Vielzahl von Ängsten den Blick.

Mut zur Angst haben
Mutig sein, bedeutet, auch zu seiner Angst zu stehen, anstatt dauerhaft die „Schotten dicht zu machen“, indem Angst schein- bar heldenhaft unterdrückt wird.
Es geht darum, die Existenzängste in der Gesellschaft zu erken- nen, die Entfremdung und Dunkelheit, die aus der versperrten Sicht entsteht wahrzunehmen.
Statt sich der dunklen Hoffnungslosigkeit auszuliefern und wütend zu resignieren, gilt es, die Dynamik im Miteinander zu durchschauen. Erst durch eigenes aktives Klären der eigenen Position kann stückweise wieder ein offener Zugang zum An- deren, wieder Hoffnung auf Neues wachsen.

„Hoffnung ersäuft die Angst“ (Ernst Bloch)
Ziel des Projektes ist es, dass jeder seinen eigenen Anteil an der Fassade aus Angst entdecken kann und kreativ an der Re-konstruktion der freien Sicht im Sinne von Hoffnung exemplarisch teilhaben kann.
Wenn jeder für sich eine Angst erkennt, die den persönlichen Zugang zu Fremdem innerhalb der Gesellschaft verstellt, sind die ersten Schritte getan, Ausgrenzung und Intoleranz zu stoppen.

 

 

 

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