Rauminstallationen (Ideen)
beständig unbeständig
Kunstwettbewerb
Künstlerische Kommentierung Ernst-Thälmann-Denkmal, 2020
Unser Vorschlag hat das Ziel, zwei scheinbar entgegengesetzte Vorstellungen zu vereinen:
A) Das Denkmal ist ein wichtiges und erhaltenswertes Zeugnis der Vergangenheit. Als eines der wenigen noch heute vorhandenen Denkmäler der DDR-Zeit birgt es die Möglichkeit, mental und leiblich Geschichte zu verstehen und mit den Werten der heutigen Zeit in Beziehung zu setzen. Das originale Zeugnis soll also als Skulptur in seiner Monumentalität und Ausdruckskraft erlebbar bleiben.
B) Die skulpturale Geste des bestehenden Ernst- Thälmann-Denkmals ist eindeutig und eindimensional. Eine heutige Kommentierung des Denkmals sollte im Gegensatz zur historisch intendierten Funktion den Anspruch auf Pluralität der Perspektiven unmissverständlich klarstellen. Es geht um eine Verwandlung.
Künstlerische Kommentierung
Die vormals anthrazit-graue, das Licht schluckende Bronze bekommt eine hochglänzende, silbern spiegelnde Lackschicht, die über eine sogenannte Opferschicht aufgetragen wird.
In Abhängigkeit von den Lichtverhältnissen, dem Sonnenstand, der Richtung aus der das Licht fällt wandelt sich das Erscheinungsbild der Skulptur: Bei Gegenlicht oder Dämmerlicht bleibt die dunkle Massigkeit erhalten. In hellem Licht spiegelt sich die Umgebung in der Oberfläche wieder. Das kann unter Umständen den Eindruck eines scheinbaren Verschwimmens mit der Umgebung erzeugen. Bewegt sich der/die Betrachter*in, bricht sich die Wahrnehmung. Das Monument wird zum Bildträger der Umgebung: die Betrachter*innen werden ihr eigenes Spiegelbild im Relikt aus DDR-Zeiten wiederfinden.
Die slicke Oberfläche steht im Widerspruch zur angestaubten Machart der sozialistischen Skulptur. Monumentalität und ihre Auflösung durch die spiegelnde Oberfläche wirken somit zusammen als mehrdeutige Geste, die Fragen aufwirft. Das Denkmal wird durch den Auftrag der spiegelnden Schicht nicht zerstört. Die Beschichtung wirkt als konservierende Schutzschicht und könnte rückstandslos beseitigt werden.
Wirkung
Die bisherige Eindimensionalität des Denkmals erfährt eine Auffächerung in etwas visuell Veränderliches, in die Umgebung Eingebundenes und Einbindendes. Die dunkle Massigkeit der Skulptur wird aufgelöst und integriert die Veränderung seiner Umgebung. Somit erscheint die Skulptur als anwesend und abwesend zugleich. Die Wirkkraft von Vergangenheit wird in ihrer Absenz aufgeführt. Das zukünftige Denkmal soll Veränderungen der Umgebung in sich aufnehmen, die Möglichkeit zur Entdeckung von kleinen und flüchtigen Momenten schaffen.
Ina Geißler und Fabian Lippert
Entwürfe aller Teilnehmer*innen
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